Ein Auszug für den Westwald
Haas-Plan von 1798 |
Dieser Plan ist „geostet", das heißt im Plan ist oben die Richtung Osten. Im Blattfalz liegt oben die damalige Stadt Darmstadt unten der Gehaborner Hof. Nach Griesheim führen der ältere krümmungsreiche „Griesheimer Weg" als auch die schnurgerade „Breite Straße", die heutige Rheinstraße. In der Mitte der rechten Blatthälfte fällt das „Griesheimer Haus", ein damals noch bestehendes Jagdhäuschen mit seinem Schneisenstern auf. Der wesentliche Bestand an Schneisen und Wegen und deren Namen sind bis heute bewahrt.
„Woher kommt wohl dieser seltsame Name?" Das fragt sich mancher Besucher des Darmstädter Waldes, wenn er vor dem Namensschild einer Schneise steht. Darauf möchte das „Namenbuch der Darmstädter
Waldwege" eine rasche und authentische Antwort geben. Auch der historisch interessierte Waldfreund kann hier Näheres über die einheimische Waldvergangenheit erfahren, verbergen sich doch hinter
vielen Wegenamen im Forst interessante Einzelheiten aus dessen Geschichte.
Die Suche nach diesen Namensursprüngen stützt sich auf Quellenmaterial aus dem Hessischen Staatsarchiv und dem Darmstädter Stadtarchiv sowie aus alten Flurbüchern der Stadtteile.
Grundlage für die Zusammenstellung der Wegenamen bildet der Amtliche Stadtplan Darmstadt von 1994/95. Es sind aber auch Namen von Wegen aufgenommen, die auf dem Plan nicht mehr zu finden sind,
die aber draußen im Wald noch existieren. Gerade sie haben zuweilen eine recht interessante Herkunft.
Nicht immer ist es gelungen, den Namensursprung sicher zu ermitteln. In solchen Fällen ist auf bisherige Deutungsversuche hingewiesen.
Bei dem Suchen danach, wie die Darmstädter Waldwege zu ihren Namen gekommen sind, ist auch vergessenes Namensgut aufgetaucht, von dem zu hoffen ist, daß es erhalten bleibe. Herbst 1995
Wilhelm Andres
Anmerkung: Wilhelm Andres selbst ist Namensgeber eines Weges geworden. Der Andresweg in Arheilgen trägt seit 10. November 2004 seinen Namen mit dem Hinweis „Benannt nach dem Heimatforscher
Wilhelm Andres (1908-2004)."
Zwei Arten von Wegstrecken durchziehen unseren Wald: Wege und Schneisen. Leicht sind sie zu unterscheiden. Die Wege laufen in Windungen durch den Forst, die Schneisen durchschneiden ihn
schnurgerade.
Doch das ist nicht der einzige Unterschied. Während die Schneisen erst dreihundert Jahre alt sind, verliert sich das Alter vieler Wege im geschichtlichen Dunkel des Mittelalters, ja reicht bei
manchen von ihnen bis in prähistorische Zeit zurück.
Um zu dem Namensursprung der Darmstädter Waldwege zu gelangen, muß man die Entstehungsgeschichte beider Wegearten zu Rate ziehen. Bei ihnen sind nämlich Entstehung und Namensgebung eng
miteinander verknüpft.
Wie weit läßt sich die Geschichte der Wege im Darmstädter Wald zurückverfolgen? Der älteste überlieferte Wegenamen stammt aus dem frühen 14. Jahrhundert. Er findet sich in einem „Urkundenbuch der
Reichsstadt Frankfurt, anno 1308" und lautet: „an der Heynenstrate juxta Regelsburnen".
Der Teil „Strate" von Heynenstrate besagt, daß es eine Straße war (lat. Strata = Straße). Das bedeutete in dieser frühen Zeit einen Überlandweg. Der erste Namensteil „heynen" ist oft bei Altwegen
zu finden, und zwar meist in der Form „heinen" oder „hainen". Die Altstraßenforscher deuten dieses „heinen" als „Heiden" und sehen es als Hinweis auf vorchristliche, meist römische
Verkehrswege.
Der Zusatz „juxta Regelsburnen (bei dem Regelsborn) gibt die Möglichkeit, den Weg im Darmstädter Wald zu lokalisieren. Die „Riegelsbornwiese" gibt es nämlich noch heute. Der Regelsborn oder
Riegelsborn ist in den alten Flurbüchern mehrfach bezeugt. Die Riegelsbornwiese ist eine Wiese in der Silzbachaue an der Speierhügelschneise.
Es liegt der Schluß nahe, daß die Speierhügelschneise, die durch den gesamten Darmstädter Oberwald und die Koberstadt zieht, die Nachfolgerin jener sagenhaften Heynenstrate ist. Gestützt wird
diese Annahme von archäologischen Forschungen an dieser Schneise. Früher war die Speierhügelstraße nämlich von Hügelgräbern aus grauer Vorzeit geradezu gesäumt, weshalb sie in Forscherkreisen
auch „Die Gräberstraße" genannt wird. Die Grabhügel sind mittlerweile von der Forstwirtschaft größtenteils eingeebnet worden.
Die Vermutungen der Altstraßenforscher gehen dahin, daß die Heynenstrate eine Zugstraße vorzeitlicher Völkerschaften gewesen ist, die aus der Ober-Ramstädter Gemarkung kam (wo sie nachgewiesen
ist), von da etwa auf dem Weg der heutigen Bernhardsackerschneise durch den Darmstädter Wald nach Nordosten zog und sich in der späteren Speierhügelschneise fortsetzte. Auch entlang der
Bernhardsackerschneise sind zahlreiche Hügelgräber gefunden worden.
An einen weiteren Verkehrsweg der Frühzeit erinnert ein Wegename im südlichen und südöstlichen Darmstädter Wald: der „Alte Dieburger Weg". Aus alten Karten ist ersichtlich, daß dieser „Dieburger
Weg" bei Malchen von der Bergstraße nach Osten abbog und durch Wald und Feld, östlich an Eberstadt vorbei, über Traisa und Roßdorf nach Dieburg führte. Als römische Heer- und Handelsstraße
zwischen Mainz und Dieburg ist der „Alte Dieburger Weg" gut erschlossen. Das hohe Alter dieses Weges wird dadurch bestätigt, daß er zwischen dem Eberstädter Feld und der Odenwaldbahn-Brücke vor
Traisa auch den Namen „Weinweg" trägt. In der Forschung wird „Weinweg" von „Wagenweg" abgeleitet. Auf eine ganz andere lange und rätselhafte Vergangenheit weist ein Wegstück in der Eberstädter
Tanne hin: der „Nonnenweg". Er ist der Rest des alten Nonnenweges, der aus dem Dorf Bessungen heraus durch die südliche Tanne bis in das Eschollbrücker Feld zog, wo einst der „Nonnenhof"
lag.
Weitere „Nonnenwege" sind auf alten Karten in der Darmstädter Gemarkung zu finden: so der „Liebfrauenpfad", der aus der Liebfrauenstraße heraus nach Nordwesten durch das Feld bis zur Frankfurter
Landstraße lief und sich von hier aus (in Höhe des heutigen Martin-Luther-King-Ringes) unter dem Namen „Jungfernweg" nach Norden fortsetzte bis zum Arheilger Friedhof, wo einst ein Kloster
gestanden haben soll. Nonnenwege in der Darmstädter Gemarkung setzen voraus, daß dort einst Frauenklöster gestanden haben, doch konnten bis jetzt solche nicht sicher nachgewiesen werden.
Auf ein hohes Alter sehen auch Waldwege zurück, die dem Verkehr zwischen den Nachbarorten seit Urzeiten dienten. Von diesen alten Verbindungswegen tragen ihren Namen noch die „Alte
Ober-Ramstädter Straße", der „Traisaer" und der „Nieder-Ramstädter Fußpfad" und der „Griesheimer Weg". Der einstige „Messeler Weg" hat sich in die „Kranichsteiner Straße" verwandelt, der
„Dieburger Weg" über den Einsiedel ist zur Straße aufgestiegen, der „Roßdörfer Weg" heißt heute „Aschaffenburger Straße" und der „Eberstädter Weg" ist längst als „Heinrich-Delp-Straße"
überbaut.
Auch die Versorgungsstraßen in der „Tanne", sowohl die für die Herrschaft als auch diejenigen für die Untertanen, sind zu den historischen Altwegen zu zählen. So wurde die Darmstädter Hofküche
über den „Sensfelder Weg" von der Meierei auf dem „Sensfelder Hof" bei Wixhausen versorgt, und der „Gehaborner Hof" lieferte seine Produkte über die „Küchenmeisterschneise". Auf dem „Bäckerweg"
fuhren die Griesheimer Einwohner und auf den „Mühlwegen" die Bessunger und Weiterstädter ihr Getreide zum Mahlen in die Modaumühlen.
Als Namensursprung vieler Darmstädter Waldwege erweist sich auch das Jagdwesen. Ein frühes Zeugnis dafür bieten die „Pirsch(Pürsch)wege", von denen nur noch der „Untere Pürschweg" zwischen dem
Schnampelweg und der Darmquelle übriggeblieben ist. Weit häufiger haben sich die Wegebezeichnungen aus der Jagdlandgrafenzeit des 18. Jahrhunderts erhalten. Erwähnt seien von ihnen als besonders
typisch die „Stell"wege, die „Wildacker"- und „Wildscheuer"wege, die „Salzlack"wege und die „Falltor"wege. Die meisten Benennungen von Waldwegen entspringen aber der wirtschaftlichen Nutzung des
Forstes. Allen voran sind hier die Holzabfuhrwege zu erwähnen. Ihnen gab man, wohl aus Gründen der Orientierung, mit Vorliebe Namen von Schlägen, Revieren oder Distrikten (Stockschlagweg,
Steckenbornweg).
Auch die Erinnerung an die bäuerliche Viehwirtschaft hat sich in Wegenamen niedergeschlagen. Besonders die vielen Zufahrtswege zu den Waldwiesen, ebenso die Viehtriebe für Kühe, Pferde und
Schweine erforderten hilfreiche Benennungen (Kühruhweg, Rotsuhlweg). Schließlich sind auch Handwerke, die im Forst betrieben wurden, in den Wegenamen wiederzuerkennen. Hierher gehören u. a. die
Köhlerei (Kohlbergweg), die Pechsiederei (Pechofenschneise), das Steinbrechen (Stützensteinschneise) oder der Bergbau (Eisenweg).
Bei den Schneisen unseres Waldes ist die Namensgebung noch enger mit ihrer Entstehung verknüpft als bei den Wegen. Ihr Initiator war der Jagdlandgraf Ernst Ludwig (1688-1739). Er hatte
diese Art von Waldwegen, die den Forst schnurgerade und schachbrettartig durchschneiden, als junger Prinz am Hofe des Sonnenkönigs Ludwigs XIV kennengelernt. Diese Wegeart war als Folge einer
neuen Jagdidee, der „Französischen Jagd" oder „Parforcejagd", in den höfischen Parkanlagen bei Paris in Mode gekommen. Bei den seitherigen Jagden war es darauf angekommen, möglichst viele Tiere
zur Strecke zu bringen. Bei der Parforcejagd wurde ein einziger Hirsch gejagt. Je stattlicher dieses Tier war, um so eindrucksvoller trat die Größe seines Bezwingers hervor.
Für die neue höfische Jagdform mußte die „Wildbahn", das Jagdrevier, bedeutend erweitert werden. Dadurch konnten die herrschaftlichen Jäger mit ihrer Hundemeute das edle Wild stundenlang
verfolgen. An diesem Jagdschauspiel sollte vor allem auch die Hofgesellschaft teilhaben, um die Herrlichkeit des Landesherrn mitzuerleben. Dies wurde dadurch ermöglicht, daß in den Forst gerade
verlaufende Wege geschlagen wurden, auf denen die Angehörigen des Hofstaates, insbesondere die Damen, in Kutschen der Hatz folgen konnten.
Als Ernst Ludwig 1688 in Hessen-Darmstadt zur Regierung kam, ging er sogleich daran, solche Schneisen in den Wäldern um seine Residenz schlagen zu lassen. In erstaunlich kurzer Zeit entstand dort
ein flächendeckendes Schneisennetz.
Über die technische Durchführung dieses spektakulären Unternehmens ist leider wenig überliefert. Unter Ausschöpfung der recht bruchstückhaften und weit verstreuten Quellen soll hier versucht
werden, den Arbeitsvorgang zu rekonstruieren.
Spärlich sind besonders die Unterlagen über die Planungsarbeit in den Amtsstuben der landgräflichen Forstbehörde. Von den Männern, die dort mit der Ausführung der fürstlichen Anordnung beauftragt
waren, kennen wir nur den Namen des Kartographen, des „Ingenieur-Lieutenants" J. F. Karge. In zierlicher Schrift ist er auf einigen überlieferten „Grundrissen" (Planskizzen) zu finden.
Aus den erhaltenen „Grundrissen" geht hervor, daß kein einheitlicher Schneisenraster über den gesamten Wald gelegt wurde, sondern daß die einzelnen Forstgebiete ihr eigenes Schneisensystem
geschneidert bekamen. Eine dieser alten Kartenskizzen verrät auch Näheres über den Planungsvorgang: Auf dem Grundriß sind fünf „Lange Schnaißen" (Längsschneisen) und, diese rechtwinklig
schneidend, fünf „Zwerchschnaißen" (Querschneisen) eingezeichnet, jeweils von 1 bis 5 numeriert. Auf dem Skizzenrand sind in einer anderen, flüchtigen Schrift die eigentlichen Namen an die
Schneisenenden angefügt. Dies ist offenbar an anderer Stelle und unter anderen Umständen, augenscheinlich draußen im Forst bei dem Schneisenbau, erfolgt.
Aus anderen Quellen geht nämlich hervor, daß zunächst eine der „Langen Schnaißen" als Richtungsgeber für das Schneisensystem festgelegt wurde. Mit der Skizze in der Hand wurde die projektierte
Schneise der ganzen Länge nach im Forst abgeschritten.
Der schnurgerade Verlauf der Schneise wurde mit Hilfe eines Theodolits erzielt. Dieses wichtige Vermessungsinstrument bestand aus einem Fernrohr, das auf einer runden Holzscheibe mit einer
eingeritzten Gradeinteilung drehbar befestigt war.
Mit dem Theodolit wurden zunächst zwei möglichst entfernte Ziele angepeilt. Mit Hilfe der Gradeinteilung konnte die genaue Schneisenrichtung festgelegt werden. Beim Abschreiten der Hauptschneise
wurden alle 30 bis 40 m Richtungspfähle eingeschlagen. Sie bezeichneten den Rand der Schneise. Entlang der Pfähle wurde nun ein Graben von etwa einem Meter Breite ausgehoben. Auf diesem Graben
wurde bei dem nachfolgenden Schneisenschlagen das anfallende Holz aufgesetzt, damit es hohl lag und besser austrocknete.
Die Schneise selbst mußte so breit gehauen werden, daß zwei Wagen bequem aneinander vorbeifahren konnten. Am gegenüberliegenden Schneisenrand wurde ebenfalls ein Graben angelegt. Die
Begleitgräben sollten vor allem verhindern, daß Holzabfuhrwagen von der Seite her auf die Schneisen fahren und diese benutzen konnten. Mit dem Hauen der Schneisen wurde gleichzeitig an
verschiedenen Stellen begonnen. Der Landgraf Ernst Ludwig hatte an mehreren Plätzen Forsthäuser errichten lassen, nicht zuletzt wegen des Schneisenbaus. So waren um die Wende vom 17. zum 18.
Jahrhundert das Koberstädter, das Messeler und das Bessunger Forsthaus, dazu die Hofreiten Kalkofen, Böllenfalltor und Eiserne Hand gebaut worden. Die städtische Försterei am Steinbrücker Teich
war in landgräflichen Besitz übergegangen. Vom Forstmeisterhaus in Bessungen aus wurde der Schneisenbau in der gesamten „Tanne" gelenkt.
Diese Forsthäuser waren nämlich die Einsatzzentralen bei der Arbeit der Schneisenbauer. Vor allem oblag den Förstern die Aufgabe, in den umliegenden Dörfern die notwendige Zahl von Fronbauern zu
rekrutieren, diese auf die Einsatzplätze zu verteilen und sie dort von den Unterförstern während der Arbeit beaufsichtigen zu lassen. Damit das Heer der mit dem Schneisenschlagen Beschäftigten
sich zurechtfinden konnte, mußten die verschiedenen Arbeitsplätze gekennzeichnet werden. Das war der Anfang der Namensgebung für die Schneisen.
Man nahm dazu meist ein auffallendes, allgemein bekanntes Gelände zu Hilfe, das die Schneisen durchquerten oder berührten. Hierzu eigneten sich besonders gut Erhebungen („Berge"), wie z.B. die
Dachsberge oder die Woogsberge. Gern zog man auch Namen von Waldwiesen heran, die vor allem den Bauern vertraut waren. Häufig wurden bei den Wegen, wie auch bei den Schneisen, nahegelegene
Jagdeinrichtungen für Namen benutzt (Schirmschneise, Saugartenschneise). Auch auffallende Vermessungspunkte, z.B. Kirchtürme, lieferten Darmstädter Schneisennamen (Kirchschneise,
Kapellschneise).
Natürlich halfen auch die Namen umliegender Ortschaften bei der Kennzeichnung von Schneisen. Besonders war dies bei den Sternschneisen des „Griesheimer Hauses" in der Tanne der Fall, die fast
alle auf Orte zielten.
Damit ist die Reihe der Namensursprünge aus der Zeit der Entstehung der Schneisen keineswegs erschöpft. Auffallend ist, daß keine der Urschneisen einen Personennamen trägt. Der Brauch, Waldwege
nach Personen zu benennen, setzte erst in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts ein. Selbstverständlich waren damals nur die Angehörigen des fürstlichen Hauses die Namensgeber (Ludwigsschneise,
Prinzenschneise).
Erst mehr als hundert Jahre später finden wir auch Persönlichkeiten aus dem Bürgertum in Schneisennamen. Besonders nach verdienten Forstleuten wurden Neuschneisen in unserem Jahrhundert benannt
(Wilbrandschneise, Wimmenauerschneise).
Rückblickend ist nicht zu übersehen, daß die Namensgebung der Waldwege in der Regel unter rein praktischen Gesichtspunkten erfolgt ist.
Bei der nachfolgenden Namenserklärung der einzelnen Wege und Schneisen ist stets auch der Waldteil angegeben, den diese durchziehen. Da die althergebrachten Gebietsnamen manchem Leser nicht
vertraut sind, soll zunächst der Darmstädter Wald mit seinen Teilforsten im Zusammenhang dargestellt werden.
Der grüne Waldkranz, der die Großstadt fast lückenlos umgibt und ihr den Namen „Stadt im Walde" eingetragen hat, ist erst durch eine Reihe von Eingemeindungen zu dem jetzigen Darmstädter Wald
geworden. Durch den Anschluß des Dorfes Bessungen im Jahre 1888 ist der Waldbestand der großherzoglichen Residenzstadt sowohl im Osten als auch im Westen erheblich erweitert worden. Mit der
Eingliederung der Vororte Eberstadt und Arheilgen 1937 wurde dann der Waldgürtel um die neue Großstadt im Süden und im Norden geschlossen. Mit ihren Wäldern brachten die neuen Stadtteile auch
deren bisherige Namen mit. Im Laufe der Zeit sind diese alten Benennungen mehr und mehr aus dem öffentlichen Bewußtsein verschwunden, so daß vielen Darmstädtern ihre Wälder nur als Ostwald und
Westwald bekannt sind. Die traditionellen Namen sind im folgenden nicht nur deshalb verwendet, damit der Benutzer des Buches sich besser orientieren kann, sondern auch mit dem Wunsch, daß sie
erhalten bleiben mögen.
Der Darmstädter Ostwald trug vor den Eingemeindungen den Namen „Oberwald". Daran erinnert noch das „Oberwaldhaus" am Steinbrücker Teich, das 1902 im „Oberwald" erbaut wurde.
Die Bezeichnung „Oberwald" kommt von der besonderen geologischen Lage des Darmstädter Landes. Die Gemarkung Darmstadt liegt auf der Westabdachung des nördlichen Odenwaldes wie auf einer schiefen
Ebene. Sie ist im Osten höher gelegen (daher "Ober") als im Westen („nieder" oder „unter").
Auch die Feldfluren erhielten von der unterschiedlichen Höhenlage ihre Benennung. Das „Oberfeld" hinter der Mathildenhöhe ist eine Erinnerung daran. (Der Name „Niederfeld" ist nur noch in alten
Flurbüchern zu finden). Auch die ehemaligen Nachbarorte Bessungen und Arheilgen benannten ihre Wälder und Felder auf diese Weise. Der Darmstädter Oberwald erstreckte sich von dem „Grenzweg"
nördlich der Katzenschneise nach Norden bis zu dem heute verschwundenen „Grenzweg" nördlich der Kranichsteiner Straße. Hier schloß sich der Arheilger Oberwald an, der nach Westen bis auf das
Arheilger Oberfeld ging.
Im Jahre 1817 vereinigte der damalige Großherzog, Ludewig 1., aus Gründen der Verwaltungsvereinfachung den Darmstädter und den Arheilger Oberwald zum „Oberwald". Als solcher ist das ausgedehnte
Waldgebiet im Nordosten der Gemarkung bei der Namenserklärung der Waldwege bezeichnet.
Durch die Eingemeindung Bessungens 1888 wurde mit dem Bessunger Oberwald der Waldbestand der Stadt im Osten um ein bedeutendes Stück nach Süden erweitert. Vom „Grenzweg" bei der Katzenschneise
dehnte sich nun der Darmstädter Wald in einer Länge von vier Kilometern weiter nach Süden aus bis zum „Grenzweg", der vom Böllenfalltor, der Alten Ober-Ramstädter Straße entlang, bis zum
Viermärker an der Brücke der Odenwaldbahn zog.
Im Laufe der Zeit hatte der Bessunger Oberwald einen zweiten Namen erhalten. Im Gegensatz zu ihrem dürftigen Nadelwald im Westen, der „Bessunger Tanne", nannten die Einwohner von Bessungen ihren
schönen Waldbesitz im Osten „Bessunger Laubwald". Unter diesem Namen wird er auch bei der Vorstellung der Wege- und Schneisennamen erscheinen.
Ein kleiner Teil des ehemaligen Bessunger Oberwaldes trug einen eigenen Namen und dies mit einem besonders interessanten Hintergrund: der „Bessunger Hegwald". Es ist das halbkreisförmige
Waldstück zwischen der NiederRamstädter Straße, der Lichtwiese, dem Darmbach und der Alten Ober-Ramstädter Straße.
Im Mittelalter, zu katzenelnbogischen Zeiten, befand sich dieses dorfnahe Waldgebiet in einem guten Zustand. Die Grafen und ihre Bessunger Untertanen waren sorgsam damit umgegangen. Doch unter
der nachfolgenden Herrschaft der Landgrafen von Hessen verschlechterte sich der gute Zustand mehr und mehr. Die neuen Herren lebten weit weg in Nordhessen und kümmerten sich wenig um das ferne
Darmstädter Land. Die Folgen für die hiesigen Wälder waren verheerend. Adlige und Bürger beuteten den ortsnahen Forst rücksichtslos aus. In einem völlig desolaten Zustand fand der erste
HessenDarmstädter Landgraf, Georg 1., diesen Teil des Bessunger Waldes bei seinem Regierungsantritt 1567 vor. Eine seiner ersten Maßnahmen betraf die Wiederaufforstung des gelichteten Revieres.
Er ließ die verödeten Flächen wieder anpflanzen und anschließend „hegen", d. h. einzäunen, zum Schutz vor Wild und Mensch. Ein Zeuge aus dieser Zeit ist das „Böllenfalltor". Es war eines von drei
Zugängen zum Hegwald, durch die vor allem der Viehtrieb zu den Waldwiesen, die Holzabfuhr, aber auch weitere Waldnutzungen geregelt wurden. Der „Bessunger Hegwald" behielt diesen Namen, selbst
als der Zaun längst gefallen war, durch die nächsten Jahrhunderte bis über die Eingemeindung hinaus.
An den Bessunger Hegwald schließt sich nach Süden der „Bessunger Forst" an. Eigentlich hieß er nur „Der Forst". Zu dem Namen „Bessunger Forst" kam er mit der Zeit durch seine Nachbarschaft zum
Bessunger Wald. Dieses Waldgebiet zwischen der Alten Ober-Ramstädter Straße und dem Eberstädter Feld unterscheidet sich in mehrfacher Hinsicht von den anderen Darmstädter Waldungen. Zum einen ist
sein besonderes Kennzeichen eine ungewöhnliche Zahl von Erhebungen, wie die Marienhöhe (früher „Hasselberg" genannt), die Ludwigshöhe (der einstige „Milchberg") der Moosberg, der Dommerberg
(früher „Tumerberg"), der Kirchberg (Steinichter [steiniger] Berg), die Wilbrandhöhe (Kühruhe) und der Prinzenberg (Hetterberg).
Zum andern trug allein dieser Wald den Titel „Forst". Diese Benennung erhielt der „Forst" in des Wortes ursprünglicher Bedeutung. Ein „Forst" galt im Mittelalter als ein reiner Herrschaftswald.
Tatsächlich war der „Forst" das einzige größere Waldstück in der Umgebung der Residenz, das dem Darmstädter Hof allein gehörte. Den Darmstädter und Bessunger Wald besaß die Herrschaft nur zum
halben Teil und den Arheilger Wald zu zwei Drittel.
Wie waren die Landgrafen von Hessen-Darmstadt zu diesem Alleineigentum gekommen? Im Mittelalter befand sich dieser Wald, samt dem Dorf Eberstadt, im Besitz der Ritter von Frankenstein. Die Hessen
suchten von Anfang ihrer Herrschaft im Darmstädter Land an, dieses Gebiet in ihre Hand zu bekommen, doch die Frankensteiner wußten sich zu wehren. Es vergingen Jahrzehnte zäher Verhandlungen, bis
die Darmstädter Herrschaft zum Ziel kam. 1662 verkauften die „sieben Brüder von und zu Frankenstein" für 88 000 Gulden ihre Burg mit allen dazu gehörenden Besitzungen an den Landgrafen Ludwig Vl.
Im Anschluß an den „Bessunger Forst" bildet nach Süden der Staatsforst von „Ober-Ramstadt bis zum Modautal die Waldkulisse um unsere Stadt. Dann übernimmt der „Eberstädter Ostwald" mit seinem Kernstück, dem „Brömster", den südlichen Abschluß des Darmstädter Waldkranzes. Der „Eberstädter Ostwald" war uralter Gemeindewald. Heute hat er durch fortschreitende Überbauung stark an Ausdehnung verloren.
Mit der „Eberstädter Tanne" im Westen brachte der Vorort Eberstadt einen weit größeren Anteil in die Darmstädter Waldgemeinschaft ein als mit seinem Ostwald. Zwar besaß das Dorf nur etwa die
Hälfte der südlichen Tanne, doch dieser Eberstädter Teil genügte, um Darmstadts Waldbesitz im Westen zu verdoppeln. Die Eberstädter Tanne war einst bedeutend kleiner. Anlaß für ihre Vergrößerung
war der unstillbare Waldhunger der Darmstädter Jagdlandgrafen. Landgraf Ernst Ludwig und nach ihm sein Sohn, Ludwig VIII., suchten daher die „Wildbahn", das Jagdrevier für die geliebte
Parforcejagd, durch Aufforsten von waldnahen Feldteilen zu vergrößern.
So wurde nicht nur das Feld zwischen dem Sandbach und der Waldschneise, wo einst die Eberstädter ihren Wein gezogen hatten, in Wald verwandelt, sondern auch ein langgestreckter Feldstreifen
westlich der Heidelberger Landstraße wurde aufgeforstet, weil „das Gelände wegen des mageren Bodens für die Landwirtschaft untauglich sei".
Im Vergleich zur Eberstädter Tanne war der Bessunger Beitrag zum Waldbestand der Stadt im Westen bescheiden. Kaum einen Kilometer lang erstreckte sich der Nadelwald Bessungens nach Westen und
seine Nord-Süd-Ausdehnung war auch nicht größer.
Als 1888 die kleine „Bessunger Tanne" in städtischen Besitz überging, wurde sie der „Darmstädter Tanne" zugeschlagen, und so werden die beiden Waldteile auch in unserem Buch unter dem Namen
„Darmstädter Tanne" angeführt.
Der frühere Waldbesitz der Stadt im Westen erstreckte sich im Anschluß an die Bessunger Tanne bis auf das Darmstädter Niederfeld.
Hier hatten die Landgrafen schon früh einen eingezäunten Tiergarten angelegt: das „Herrschaftliche Tannenwäldchen". Zu dem kleinen stadtnahen Park ließ in den 1690er Jahren der Landgraf Ernst
Ludwig eine repräsentative Zufahrtsstraße vom Stadtschloß aus bauen und gab ihr den Namen „Breite Allee". Sie ist die Vorgängerin der heutigen Rheinstraße.
An den herrschaftlichen Park in der Tanne erinnern heute noch dortige Wegenamen, wie die „Obere" und „Untere Falltorschneise" und der „Zweifalltorweg".
Der Tannenwald an der Nordwestgrenze der Darmstädter Gemarkung mit dem geheimnisvollen Namen stammt aus Arheilger Gemeindebesitz. Im Kranz der Darmstädter Waldungen nimmt er eine Sonderstellung
ein: Er hat als einziger keinerlei Anbindung an einen Nachbarwald, dazu trägt er gleich drei Namen. Man hat die Wahl zwischen „Täubches Höhle", „Teufelshölle" und „Deiwelshell".
Die Deutungen aller drei Namen sind unsicher. Sicherlich steht die mundartliche Überlieferung „Deiwelshell" dem Namensursprung am nächsten. Die früheste Erwähnung des zweiten Namensteiles „hell"
findet sich in einem Güterverzeichnis der Arheilger Kirche von 1566. Eine Wiese „uff der hel" ist dort aufgeführt, und „Hellwiesen" werden in den Arheilger Flurbüchern immer wieder erwähnt. Die
Etymologen leiten dieses „hell" von dem altdeutschen „hel" = Halde her. Den ersten Wortteil „deiwel" (später „Teufel") sucht man auf den Familiennamen Deibel zurückzuführen, doch fehlt für diese
Deutung der Beleg.
Der Ausdruck „Teufelshölle" entstand offenbar bei dem Versuch landgräflicher Schreiber, den Namen „Deiwelshell" in verständlicher Form in die Flurbücher einzutragen. Der Name „Täubches Höhle"
taucht erst nach dem Dreißigjährigen Krieg auf und ist wohl eine Schönung des als anstößig empfundenen Wortes „Teufelshölle".
Der Abschluß des Waldkranzes um unsere Stadt wird im Norden von der „Arheilger Koberstadt" gebildet. Ursprünglich hieß dieses Waldgebiet zwischen dem Mörsbach und dem Hegbach der „Mittelwald". Es
lag zwischen dem Arheilger „Oberwald" und dem Arheilger „Unterwald", der „Teufelshölle".
Der historische Name „Arheilger Koberstadt" ist ein Hinweis auf die frühere Zugehörigkeit des Waldes zur „Koberstadt", jenes großen Forstes im nördlichen Starkenburg zwischen Langen im Westen,
Dreieichenhain im Norden, Offenthal im Osten und Arheilgen im Süden. Das ausgedehnte Waldgebiet war jahrhundertelang Gegenstand heftiger Auseinandersetzungen zwischen mehreren
Regionalherrschaften, die sich schließlich die Koberstadt teilten. So entstand eine Isenburger, eine Hanauer und eine Hessen-Darmstädter Koberstadt. An diese Teilung erinnert noch heute ein
Dreimärkerstein mitten im Hegbach, nach dem auch die Hanauer-Stein-Schneise ihren Namen trägt. Die „Koberstadt" hat die Herkunft ihres Namens bisher noch nicht preisgegeben. Nur der
Vorgängernamen „Chubereshart" ist bekannt.
Zwei Sagen gibt es aber über den Ursprung: Nach der einen stand dem König Kober einst bei der Jagd unversehens ein großer Hirsch gegenüber, der zwischen den Geweihstangen ein Kreuz trug. Der
König war von der Erscheinung so tief getroffen, daß er niederkniete und das Tier verschonte. Nach der anderen Version stand einst in dem großen Wald eine „Stadt des Kober", die wegen ihres
lasterhaften Wandels unterging.
Der Teil der landgräflichen Koberstadt, der südlich des Hegbaches auf Arheilger Gemarkungsgebiet lag, erhielt den Namen „Arheilger Koberstadt".
Mit diesem ehemals Arheilger Gemeindewald schließt die Beschreibung des Darmstädter Waldkranzes ab. Die „Leonhardstanne" ist erst vor 300 Jahren angepflanzt worden. Der Anlaß dazu war der
gleiche, der im 18. Jahrhundert zu Aufforstungen in anderen Wäldern um Darmstadt, vor allem im Westwald, geführt hat.
Es war der landgräfliche Wunsch nach mehr Wald, um die Wildbahn für die eingeführte Parforcejagd zu vergrößern. Die Voraussetzung für eine Aufforstung war im „Michelfeld", der großen Feldflur im
Norden Arheilgens, besonders günstig. Im Dreißigjährigen Krieg waren nahezu alle Besitzer der dortigen Äcker und Wiesen umgekommen oder weggezogen, und niemand kümmerte sich um das mehr und mehr
zuwachsende Gelände.
So kam es, daß der Landgraf Ernst Ludwig einen seiner Forstmänner, den Forstschreiber Leonhard, mit dem Befehl nach Arheilgen schickte, südlich des Mörsbacher Grundes einen Nadelwald anzulegen.
Leonhard ließ das Feld von den wenigen einheimischen Bauern „säubern, umzackern und mit Tannensamen einsäen".
Bäckerweg |
1 |
→ Karte |
- in der Eberstädter Tanne
setzt die Brandenburger Straße in Eberstadt bis zur Buckelschneise fort; ist heute durch zwei Autobahnen und die Main-Neckar-Bahn unterbrochen.
Der Bäckerweg ist das Reststück eines uralten Überlandweges, der bis nach Griesheim zog. Auf ihm fuhren die Griesheimer Bauern ihr Getreide zum Mahlen in die Mühlen an der Modau. Das Wegstück
zwischen Hundschneise und Griesheim wird heute „Eberstädter Weg" genannt.
Bergschneise |
2a/b |
Es gibt drei Bergschneisen im Darmstädter Wald:
Blattschneise |
3 |
→ Karte |
- in der Eberstädter Tanne -
zieht vom Nordrand Pfungstadts nach Nordosten bis zum Spielplatz an der Schirmschneise. Der Name „Blattschneise" beruht auf einem Mißverständnis. Wie alte Karten ausweisen, hieß die Schneise
ursprünglich „Platzschneise". Benannt war sie nach dem einstigen „Brunftplatz", an dem sie vorbeiführte. Es war dieser „Platz" ein „Wildacker" (siehe Wildackerschneise), ein Acker, der im Wald
angelegt und mit Tierfutter bestellt war, um das Wild anzulocken. Rund um den Brunftplatz waren mehrere Jagdschirme aufgestellt.
Brunnenschneise |
4 |
- in der Eberstädter Tanne
beginnt hinter der Heidelberger Landstraße, am Südrand der St.-Barbara-Siedlung, und zieht, unterbrochen von Ri,zenhahn und Autnhahnen. nach We.cten_ Die Schneise ist nach einem einstigen
Walddistrikt „Brunnenschlag" benannt. Dort sollen früher Brunnen gestanden haben.
Buckelschneise |
5 |
→ Karte |
Damenschneise |
6 |
→ Karte |
Es gibt zwei „Damenschneisen" im Darmstädter Wald. Sie haben diesen Namen aus unterschiedlichen Gründen erhalten.
Dornheimer Weg |
7 |
→ Karte |
- in der Darmstädter Tanne -
ein viel benutzter Verkehrsweg - ist die Verlängerung der Bismarckstraße nach Westen und geht durch die Waldkolonie, südlich am Gehaborner Hof vorbei und zieht dann weiter über die Autobahn. Der
Dornheimer Weg diente schon im Mittelalter als Verbindungsstraße der Katzenelnbogener Residenz Darmstadt mit der „Kellerei" Dornheim, bei Groß-Gerau.
Draudtschneise |
8 |
→ Karte |
- in der Eberstädter Tanne
zieht von der Kirchschneise, am Nordrand von Pfungstadt, nach Nordosten bis zur „Schlangenschneise". Sie ist eine jüngere Schneise, die erst im 19. Jahrhundert zwischen der „Blattschneise" und
der „Jägerschneise" angelegt wurde, um den Holzhauern die Tragewege für das gefällte Holz zu verkürzen. Die „Draudtschneise" ist benannt nach August Drauth (1816-1894); dem langjährigen Leiter
der Darmstädter Forstverwaltung, der seine Lehrjahre als angehender Forstmann in Eberstadt absolviert hat.
Eberstädter Hausschneise |
9 |
→ Karte |
- in der Eberstädter Tanne -
beginnt an der Autobahn E35 und führt nach Südosten bis auf den „Bäckerweg". Sie ist eine der acht Sternschneisen des „Griesheimer Hauses". Im Jahre 1719 erbaute der Landgraf Ernst Ludwig in der
Tanne ein Jagdschlößchen, das er „Das Griesheimer Haus" nannte. Um dieses herum ließ er einen „Schneisenstern" anlegen: acht Wege liefen von dem Schloß gradlinig, wie die Strahlen eines Sternes,
in den Wald.
Schon 1769 wurde das Griesheimer Haus abgebrochen. Sein Standort ist noch heute erkennbar: ein freier Platz mit einer Bank oberhalb der Autobahn, dort, wo drei andere Sternschneisen: Wixhäuser
Hausschneise, Stadtschneise und Forstschneise, zusammentreffen.
Eichwäldchenschneise |
10 |
→ Karte |
- in der Darmstädter Tanne -
verläuft als Kurzschneise zwischen den beiden Autobahnen südlich ihrer Kreuzung in ost-westlicher Richtung.
Sie ist eine der acht Schneisen des Schneisensternes um das „Griesheimer Haus" (siehe Eberstädter Hausschneise). Beim Bau der Autobahn E35 wurde das Anfangsstück der Schneise abgeschnitten.
Die Eichwäldchenschneise trägt ihren Namen von dem Distrikt „Eichwäldchen", durch den sie zieht.
Feldschneise |
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Es gibt vier Feldschneisen im Darmstädter Wald:
Meist glaubt man, daß die „Feldschneisen" so genannt sind, weil sie von einem Feld durch den Wald auf ein anderes Feld ziehen. Verfolgt man jedoch ihre Vergangenheit bis zu ihrer Entstehung
zurück, scheint ein anderer Namensursprung wahrscheinlicher. Alle „Feldschneisen" wurden einst offenbar tatsächlich im Feld angelegt. Allerdings war dies kein „sauberes", d. h. bebautes
Ackerfeld, sondern ein „verwachsenes", mit Bäumen und Büschen bestandenes Feld. Solche verwilderten Feldfluren waren während des Dreißigjährigen Krieges und in den Jahrzehnten danach in der Nähe
der Wälder entstanden. Die Menschen, die das Land unter den Pflug hätten nehmen können, waren gestorben. Gegen Ende des 17. Jahrhunderts begann der Landgraf Ernst Ludwig, diese scheinbar
herrenlosen Flächen als „Wildbahn" seinem Jagdgebiet einzuverleiben. Später wurde diese „Wildbahn" nach und nach aufgeforstet, und schließlich verliefen die Feldschneisen mitten im Wald. Ihren
hergebrachten Namen aber behielten sie.
Forsthausweg |
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- in der Darmstädter Tanne
ein kurzer Waldweg; führt von der Polizeistation der Autobahn in der Rheinstraße nach Westen zu dem ehemaligen „Forsthaus Tanne". Heute dient dieses Forsthaus als Waldwirtschaftshof.
(Anmerkung: nun als Wohnhaus)
Forstschneise |
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Zwei „Forstschneisen" durchziehen den Darmstädter Wald: Diesen Namen erhielten sie aus unterschiedlichen Gründen.
Fuchsschneise |
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- in der Darmstädter Tanne -
läuft vom Nordrand des Waldfriedhofes in nördlicher Richtung bis zur „Feldschneise". Die Schneise ist benannt nach dem Distrikt „Fuchsjagen", durch den sie zieht. In früheren Jahrhunderten waren
Jagden auf Wolf, Dachs oder Fuchs sehr beliebt. Reviere, die Schauplatz solcher Jagden waren, wurden oft nach der dabei gejagten Wildart benannt. Wege und Schneisen, die durch solche Distrikte
führten, übernahmen den betreffenden Tiernamen.
Galgenschneise |
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- in der Eberstädter Tanne -
beginnt am Schulsportplatz westlich der Lincolnsiedlung und zieht westlich der Main-Neckar-Bahn, parallel zu dieser, nach Süden bis zur „Waldschneise". Früher verlief die „Galgenschneise" weiter
bis zum Pfungstädter „Galgen" auf dem „Galgenberg", doch ist dieser Teil längst überbaut.
Der „Galgen", dessen drei steinerne Säulen noch heute teilweise erhalten sind, wurde 1603 errichtet und war einmal mit Querbalken aus Eichenholz versehen, an denen die verurteilten Delinquenten
aufgeknüpft wurden.
Grenzweg |
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Einst war der Darmstädter Wald von zahlreichen Grenzwegen durchzogen. Sie trennten die Waldungen der Stadt Darmstadt von denen der Nachbargemeinden (siehe Seiten 19 bis 27). Nach der Eingemeindung von Bessungen, Eberstadt und Arheilgen sind nur noch vier dieser alten Grenzwege erhalten geblieben:
Griesheimer Weg |
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- in der Darmstädter Tanne
beginnt am „Eifelring" und läuft von hier aus nach Westen, südlich am Waldfriedhof vorbei, über das Forsthaus Harras, nach Griesheim. Heute ist der Weg durch Autobahnen und ihre Auffahrten
mehrfach unterbrochen.
Der „Griesheimer Weg" bildete bis zum Ende des 18. Jahrhunderts die Hauptverbindung der Residenzstadt zu dem Nachbarort Griesheim. Zwar hatte der Landgraf Ernst Ludwig schon vor 1700 eine
prachtvolle Ausfallstraße aus der Stadt nach Westen angelegt: die „Breite Allee", aber diese führte nur bis zum Eingang in die Tanne. Sie diente allein als eindrucksvolle Anfahrt für
Hofgesellschaft und hohe Gäste zu dem „Herrschaftlichen Tannenwäldchen", dem landgräflichen Jagdrevier in der Tanne. Im späten 18. Jahrhundert wurde die „Breite Allee" in eine Chaussee, die
Rheinstraße, umgewandelt und nach Westen durch den Tannenwald weitergeführt.
Hügelschneise |
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- in der Tanne
verläuft von der Eschollbrücker Straße, an der Ungarndeutschensiedlung, nach Westen, unterbrochen durch die Autobahn E35. Früher zog die Hügelschneise weiter, bis auf das Griesheimer Feld. Sie
ist benannt nach den zahlreichen Hügeln, an denen sie vorbeizog, die heute noch teilweise vorhanden sind. Früher hießen diese Hügel die „Griesheimer Köpfe".
Hundschneise |
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- in der Eberstädter Tanne -
beginnt hinter dem Gelände der Marienschwestern, zieht in westnordwestlicher Richtung bis zur Eschollbrücker Straße, unterbrochen durch Schnellstraße, Autobahn und Eisenbahn.
Die „Hundschneise" hat nichts, wie oft angenommen, mit dem Tiernamen zu tun. Sie ist nach dem„ Hundtweg" genannt, der schon 1506 als Weg durch die Tanne erwähnt wird. Dieser Weg war Teil einer
wichtigen Überlandstraße, der „Hunstraße", die einst, von Heidelberg kommend, über Eberstadt, Griesheim und Büttelborn nach Frankfurt lief und auf alten Karten nachgewiesen ist. Ob der Name
„Hunstraße" mit dem Durchzug der Hunnen zusammenhängt, ist in der Forschung ungeklärt.
Jägerschneise |
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→ Karte |
- in der Eberstädter Tanne -
läuft von der „Schlangenschneise" nach Südosten bis zum Ortsrand von Pfungstadt.
Die Jägerschneise hängt in ihrer Namengebung mit der Blattschneise zusammen (siehe Blattschneise). Der „Brunftplatz" in der Eberstädter Tanne, von dem der Schneisenname herrührt, bestand schon
vor der Anlage der Schneisen um 1700. Zu ihm zogen die Jäger auf dem Jägerweg. Die Schneise, die den Weg ersetzte, übernahm wohl dessen Namen.
Kapellschneise |
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- in der Darmstädter Tanne
läuft von der „Damenschneise" nach Westen bis zur „Bodenkippe" an der Autobahn. Die „Kapellschneise" war früher länger. 1705 trug sie nur die Benennung „Schneiß ohne End". Offenbar befand sie
sich damals noch im Bau. - 1721 heißt sie dann „Kirchschneise" und wenig später, im Jagdatlas des Landgrafen Ernst Ludwig, trägt sie den Namen „Kirchhofschneise". Auf neueren Karten erscheint sie
dann als „Kapellschneise".
Wie ist die Schneise zu solchen Namen gekommen, wo doch in der „Tanne" zu keiner Zeit eine Kirche stand oder ein Kirchhof lag? - Der Namensursprung ist wohl außerhalb der Tanne zu suchen:
Verlängert man die Schneisenrichtung nach Osten, so trifft diese genau auf den „Kapellplatz" in Darmstadt. Hier lag einst der Darmstädter Kirchhof, auf dem 1601 ein Kirchlein, eine
Friedhofskapelle, errichtet worden war, die dem Kapellplatz den Namen gab. Da Kirchtürme nicht selten als Namensgeber gewählt wurden, ist die Vermutung begründet, daß auf solche Weise die
„Kapellschneise" ihren Namen erhielt.
Kirchschneise |
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Es gibt zwei Kirchschneisen im Darmstädter Wald. Ihre Richtung weist auf Kirchtürme. Solche hochragenden Orientierungspunkte eigneten sich für die Einmessung von Schneisen.
Klingsackerschneise |
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- in der Eberstädter Tanne -
zieht vom Waldrand am Sandbach nach Nordosten bis zur „Schlangenschneise". Die Schneise ist benannt nach einem Acker der Familie Kling, von der sonst nichts bekannt ist.
Küchenmeisterschneise |
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- in der Darmstädter Tanne
beginnt am Waldrand hinter der „Käthe-Kollwitz-Schule" und läuft nach Westen bis zum Gehaborner Hof. Die Schneise war einst Versorgungsweg des Darmstädter Hofes zum Gehaborner Hof, den der
Landgraf Georg I. 1596 von dem Kloster Eberbach gekauft hatte. Der „Küchenmeister", nach dem der Weg benannt wurde, war ein hoher landgräflicher Beamter, dem die Belieferung der herrschaftlichen
Küche oblag. Seinen Namen trug auch das „Küchenmeisterwäldchen", das von der Schneise durchzogen wurde.
Landwehrweg |
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- in der Darmstädter Tanne -
zieht vom Waldrand bei der Koblenzer Straße nach Westen bis zur Autobahn.
Der „Landwehrweg" ist das Reststück eines früheren, viel längeren Feldweges, der aus der Landwehrstraße in das „Niederfeld", die westliche Darmstädter Feldmark, lief. Der Wegename ist eine
Erinnerung an die „Landwehr", einen mittelalterlichen Grenzgraben, der einst die Darmstädter Mark von der Gerauer Mark trennte. Nach dem Wegfall dieser Grenzfunktion diente die Landwehr als
Entwässerungsgraben in dem oft recht nassen Niederfeld.
Langefeldschneise |
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- in der Darmstädter Tanne
zieht von der „Damenschneise" nach Westen bis zur Bodenkippe an der Autobahn. Früher zog die Schneise als „Feldschneise" bis in das „Lange Feld", eine Griesheimer Feldflur, die schon 1553 als „in
den langen Stücken" erwähnt wird. Wann diese „Feldschneise" in „Langefeldschneise" umbenannt wurde, ist unbekannt.
Langeseiten Schneise |
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- in der Tanne -
zieht von der Eschollbrücker Straße, parallel zur Wixhäuser Hausschneise" nach Nordosten, unterbrochen von der Autobahn, bis zur „Kapellschneise".
Der merkwürdige Schneisenname weist in die Zeit des Schneisenbaues um 1700 zurück. Die benachbarten, parallel zu der Schneise verlaufenden „Pfungstädter und Wixhäuser Hausschneisen" waren beim
Schneisenbau als erste Schneise der Länge nach durch die gesamte Tanne angelegt worden. Diese „Lange Schneise" (Längsschneise) bestimmte die Zugrichtung aller weiteren Schneisen.
Nun wurden an den Seiten der „Lange Schneise" in bestimmten Abständen weitere Schneisen gehauen: die „Langeseiten Schneisen". Wie alle Schneisen erhielten auch diese „Langeseiten Schneisen"
eigene Namen zur besseren Orientierung für ihre Erbauer und Benutzer. Als einzige behielte die heutige „Langeseiten Schneise" ihren ursprünglichen Arbeitstitel.
Mittelschneise |
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Früher gab es im Darmstädter Wald zahlreiche „Mittelschneisen". Es waren dies Zwischenschneisen, die in das Netz von Hauptschneisen eingezogen wurden, um die Tragewege für die Holzfäller zu verkürzen. Manche erhielten mit der Zeit einen eigenen Namen, andere sind verschwunden. - Heute gibt es noch zwei „Mittelschneisen" im Darmstädter Wald:
Mühlschneise |
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- in der Eberstädter Tanne
beginnt an den Kleingärten südlich der Lincoln-Siedlung und läuft nach Süden bis zum Ortsrand von Eberstadt. Ihr einstiger weiterer Verlauf bis zur Modau ist schon lange überbaut. Auf der
„Mühlschneise", die um 1700 den vorhergehenden „Mühlweg" ablöste, fuhren früher die Bessunger Bauern ihr Getreide zu den Mühlen im Modautal.
Mühlweg |
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- in der Darmstädter Tanne
besteht heute nur noch aus zwei kurzen Wegestrecken:
Die beiden „Mühlwege" sind die Reststücke eines uralten Transportweges zwischen Weiterstadt und Eberstadt. Auf ihm brachten die Weiterstädter, die keine Mühlen besaßen, ihr Getreide in die Mühlen
im Modautal.
Nonnenweg |
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- in der Eberstädter Tanne
zieht von der „Brunnenschneise" nach Süden bis zur „Hundschneise".
Die Namensgeschichte des „Nonnenweges" reicht bis ins Mittelalter. Einst zogen mehrere „Nonnenwege" durch das Darmstädter Land. Es waren Verbindungs- und Versorgungswege von Frauenklöstern, die
diesen vorbehalten waren. Darauf weist auch der „Nonnenweg" in der Eberstädter Tanne hin: Er ist das Reststück eines alten „Nonnenweges", der (wie auf alten Karten zu sehen) aus Bessungen heraus
nach Südosten durch die Tanne bis in das Eschollbrücker Feld zog, wo einst ein Nonnenhof stand.
Solche „Nonnenwege" sind noch an anderer Stelle in der Darmstädter Gemarkung überliefert: ein „Nonnenweg", der „Liebfrauenpfad", der, aus der heutigen Liebfrauenstraße kommend, nach Nordwesten
bis zur „Frankfurter Landstraße" an der Kreuzung des heutigen MartinLuther-King-Ringes lief. Von hier zog der „Nonnenweg" unter dem Namen „Jungfernweg" weiter, nun in nördlicher Richtung, über
das heutige Mercksgelände, auf dem jetzigen „Alten Wixhäuser Weg" bis zur Weiterstädter Straße. Dort, auf dem Gelände des heutigen Arheilger Friedhofes, hat vermutlich einmal ein Nonnenkloster
gestanden. Die dortigen Feldgewanne heißen seit ihrer Erwähnung in alten Flurbüchern „An der Klostermauer" und „Hinter der Klostermauer". Die Geschichte von Nonnenklöstern im Darmstädter Raum
konnte aus Mangel an Quellen noch nicht weiter erforscht werden.
Nummer-Eins-Schneise |
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- in der Darmstädter Tanne
beginnt am Waldrand hinter der Heimstättensiedlung und zieht nach Westen bis zur Bodenkippe an der Autobahn. Wie kam die Schneise zu ihrem seltsamen Namen? - Die Antwort gibt ihre Ersterwähnung:
In einem Büchlein aus dem Jahre 1705 mit dem Titel: „Specification der Schnaißen und Schirmen, welche sich in den nachfolgenden Waldungen dermahlen befinden" steht unter „Griesheimer Köpfe" neben
anderen Schneisen: „Grentzschnaiß, vom Griesheimer Feld über Bessunger Weg (fornen auff dem Grießheimer Feld an dieser Schnaiß, rechter Hand, steht Schirm Nr. 1)". Daraus ergibt sich zum einen,
daß diese „Grentzschnaiß" entlang dem alten Bessunger-Griesheimer Grenzweg lief, zum anderen, daß an ihr die Aufzählung der Jagdschirme begann, die an den Schneisen in der südlichen Tanne
aufgestellt waren und die bis zur Nummer 18 reicht. Der Jagdschirm Nummer 1 gab der „Grentzschnaiß" also den Namen „Nummer-Eins-Schneise", den sie bis heute behalten hat.
Obere Falltorschneise |
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→ Karte |
- in der Darmstädter Tanne
zieht vom Nordrand des Waldfriedhofes in nördlicher Richtung bis zur „Feldschneise".
Die Schneise ist eine von drei „Falltorschneisen" in der Tanne. Sie sind benannt nach Falltoren, welche die Eingänge zu dem früheren eingezäunten fürstlichen Wildpark, dem dortigen
„Herrschaftlichen Tannenwäldchen" bildeten.
Als der Landgraf Ernst Ludwig (1688-1739) die „Wilde Jagd" eingeführt hatte, bei der das flüchtende Wild in der freien „Wildbahn" verfolgt, statt wie bisher in geschlossenen Tiergärten
abgeschossen wurde, waren die Wildzäune im Wege und wurden niedergelegt. Die Falltore aber blieben weiterhin stehen: als Sperren für unerlaubten Fahrverkehr im Wald. Sie gaben den Schneisen,
welche die Durchgangswege ersetzten, ihren Namen (siehe auch „Untere Falltorschneise" und „Zweifalltorweg").
Pfungstädter Hausschneise |
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→ Karte |
- in der südlichen Tanne
zieht von Autobahn E35 nach Südwesten in Richtung Pfungstadt bis zum Sandbach am Südrand der „Tanne". Die Schneise ist eine der acht Sternschneisen, die von dem ehemaligen „Griesheimer Haus"
ausgingen (siehe Eberstädter Hausschneise und Forstschneise).
Randweg |
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→ Karte |
- in der Eberstädter Tanne -
beginnt am Südrand der St.-Barbara-Siedlung und läuft nach Südwesten den Waldrand entlang bis zur „Karlsruher Straße" (B 3), ist in seinem Südteil überbaut (um 1926 „Lämmchesbergsiedlung"). Der
„Randweg" ist auf alten Karten noch nicht zu sehen und ist wohl in verhältnismäßig neuerer Zeit angelegt worden.
Salzlackschneise |
36a/b |
Es gibt drei Salzlackschneisen im Darmstädter Wald:
Benannt sind alle drei Schneisen nach Salzlecken („Salzlacken"), die früher im Darmstädter Forst zahlreich angelegt waren. Sie hatten den Zweck, den Salzbedarf des Wildes zu decken, aber auch die
Waldtiere zur Beobachtung oder zum Abschuß anzulocken.
Nach einer zeitgenössischen Beschreibung bestand eine Salzlecke aus einem viereckigen, etwa 50 cm hohen Holzkasten von ungefähr einem qm Bodenfläche. Dieser wurde mit Lehm gefüllt, der mit Salz
gemischt war. Das Wild wurde unwiderstehlich angezogen und leckte das Gemisch fleißig ab.
Sandschollenschneise |
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→ Karte |
- in der Eberstädter Tanne
zieht vom Sandbach, am Nordrand von Pfungstadt, nach Nordosten bis zur „Schirmschneise".
Der Schneisenname kommt von der geologischen Geländeform der westlichen Eberstädter Gemarkung. Hügelartige Erhebungen, Sanddünen, bilden dort an ihren Abhängen zum Teil schollenartige Abbrüche
(„Escholl" und „Sandscholl"). Namensgeber der „Sandschollenschneise" ist die „Sandscholl", an der sie vorbeizieht.
Schirmschneise |
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Es gibt zwei „Schirmschneisen" im Darmstädter Wald. Ihre Namen tragen sie von einer Jagdeinrichtung, die einst im Forst recht verbreitet war. Es waren getarnte Anstände, aus denen heraus das Wild beobachtet und auch geschossen werden konnte.
Sensfelder Weg |
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→ Karte |
- in der Teufelshölle -
beginnt westlich des Merckgeländes an der Main-Neckar-Bahn, läuft durch die westliche Teufelshölle nach Nordwesten und weiter durch das anschließende Feld nach Norden bis zum „Sensfelder Hof"
zwischen Wixhausen und Gräfenhausen.
Der „Sensfelder Hof" war schon Versorgungsgut der Katzenelnbogener im Mittelalter, ging dann in andere Hände über und wurde 1595 von dem Landgrafen Georg I. erneut für den Darmstädter Hof
erworben. So diente die Meierei Sensfeld neben dem Kranichsteiner und Gehaborner Hof jahrhundertelang als Versorgungsgut für die Darmstädter Herrschaft. Das Anfangsstück des „Sensfelder Weges"
von der Stadtmitte bis zum Wald ist längst überbaut.
Anmerkung: Die Straße am Heizkraftwerk ist noch so benannt.
Stadtschneise |
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→ Karte |
- in der Darmstädter Tanne
läuft von ihrem Treffpunkt mit der „Wixhäuser Hausschneise" und der „Forstschneise" nach Nordwesten bis zur „Bergschneise".
Die „Stadtschneise" ist eine der acht Schneisen des Schneisensternes, den der Jagdlandgraf Ernst Ludwig 1719 um das „Griesheimer Haus" anlegte. Die von dem ehemaligen Jagdschlößchen ausgehenden
Schneisenstrahlen wurden nach Ortschaften benannt, auf die sie zuliefen. Die Schneise, die nach der Residenzstadt zog, war die „Stadtschneise".
Stumpfschneise |
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→ Karte |
- in der Eberstädter Tanne
beginnt am „Randweg" bei der Andersenschule, zieht nach Westen, unterbrochen von der Main-Neckar-Bahn und der Autobahn.
Die Herkunft des Schneisennamens ist nicht sicher festzustellen, wahrscheinlich kommt er aber von dem Ausdruck „stump". Dieses „stump" bedeutete jedoch nicht stumpf im Gegensatz zu spitz,
vielmehr ist „stump" hier im Sinne vom Stummel gebraucht (wie im Baumstumpf oder Beinstumpf). „Stumpfe Schneise" bedeutet also: Teil oder Rest eines früher längeren Weges. Diese Deutung wird
durch andere „Stumpfe Schneisen", alles kurze Waldwege, bestätigt, die auf alten Karten eingezeichnet, inzwischen aber verschwunden sind.
Teichschneise |
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→ Karte |
Im Darmstädter Wald verlaufen drei Teichschneisen:
Traubenschneise |
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→ Karte |
- in der Darmstädter Tanne
zieht vom Waldfriedhof aus nach Westen bis in das Griesheimer Feld.
Die Schneise ist die Fortsetzung des „Traubenweges", der vom „Zweifalltorweg" nach Westen läuft und von dem Waldfriedhofgelände unterbrochen wird. Bei der Anlage der Schneisen wurde um 1700 der
Traubenweg in der Tanne durch eine Schneise mit gleichem Namen ersetzt. Der Wegename geht auf das Hotel „Zur Traube" zurück: Nach einer Urkunde aus dem Jahre 1572 kaufte der damalige Landgraf
Georg I. dem Traubenwirt ein Stück Feld am Rande der Tanne ab, um es aufzuforsten.
Untere Falltorschneise |
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→ Karte |
- in der Darmstädter Tanne
zieht von der „Feldschneise" am Darmbach nach Süden bis zur Autobahnauffahrt.
Früher führte die „Untere Falltorschneise" weiter bis auf den „Griesheimer", den einstigen Truppenübungsplatz bei Griesheim.
Der Schneisenname erinnert (siehe Obere Falltorschneise) an das „Tannenwäldchen", den früheren herrschaftlichen Wildpark in der Tanne. Dieser war eingezäunt und durch Falltore verschlossen.
Durch diese führten die Falltorschneisen. Längst sind der Wildzaun und die Falltore verschwunden. Teile der Schneisen tragen noch heute den alten Wegenamen.
Waldschneise |
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→ Karte |
- in der Eberstädter Tanne
zieht von der Main-Neckar-Bahn nach Westen bis zur Autobahn E 451.
Die „Waldschneise" trägt ihren Namen von der Eberstädter „Waldstraße", die früher als Feldweg auf den Wald zulief und wohl bei der Anlage der Schneisen in der Tanne um 1700 als „Waldschneise"
weitergeführt wurde.
Wetterschneise |
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- in der Tanne -
läuft von der Eschollbrücker Straße am Ortsrand der Heimstättensiedlung nach Westen bis zur „Bodenkippe" an der Autobahn.
Die Erklärung des Schneisennamens ist unsicher. Wahrscheinlich bekam die Schneise ihn bei ihrer Anlage um 1700 von einem vorhandenen Geländenamen. Solche Benennungspraktiken waren damals üblich
als Orientierungshilfe für Erbauer und Benutzer der Schneisen (siehe Seite 17). Was aber das Wort Wetter in dem Namen zu bedeuten hat, ist nicht auszumachen.
Wilbrandschneise |
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→ Karte |
Es gibt zwei Schneisen im Darmstädter Wald, die diesen Namen tragen, ebenso eine Anhöhe und einen Brunnen. Sie sind benannt nach Wilhelm Wilbrand (1842-1922), dem Leiter des Forstamtes Darmstadt und langjährigen Vorsitzenden des Darmstädter Verschönerungsvereins. Die bekanntere der beiden Schneisen ist die
Wimmenauerschneise |
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→ Karte |
- in der Eberstädter Tanne
zieht vom einstigen Eberstädter/Bessunger Grenzweg zwischen der Heidelberger Landstraße und Karlsruher Straße nach Südwesten bis zum Sportplatzgelände am „Bäckerweg".
Die Schneise ist eine von sieben Zwischenschneisen, die im 19. Jahrhundert in der südlichen Tanne zwischen die Altschneisen eingezogen wurden, um die Tragwege der Holzhauer (für das geschlagene
Holz) zu den Abfuhrplätzen zu verkürzen.
Die „Wimmenauerschneise" ist nach dem Geheimen Forstrat Karl Wilhelm Wimmenauer (1844-1923) benannt.
Wixhauser Hausschneise |
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→ Karte |
- in der Darmstädter Tanne
läuft von dem Treffpunkt mit der Stadtschneise und der Forstschneise nach Nordosten bis zur Autobahnauffahrt an der Rheinstraße.
Die Schneise ist eine der acht Sternschneisen, die von dem „Griesheimer Haus", dem ehemaligen landgräflichen Jagdschlößchen in der Tanne, ausgingen. Das herrschaftliche Jagdhaus hatte der
Landgraf Ernst Ludwig 1719 im Wald nahe dem Dorf Griesheim errichten und mit einem zeitgemäßen Schneisenstern umgeben lassen. Geradlinige Waldwege gingen von dem „Griesheimer Haus" strahlenförmig
in den Wald. Benannt wurden diese Schneisen nach Orten in der Umgebung, auf die sie zuliefen. Die Wixhäuser Hausschneise zog früher bedeutend weiter: bis zum Nordrand der „Teufelshölle" auf das
Dorf Wixhausen zu.
Anmerkung: Der Stadtplan weist einen weiteren Verlauf bis in die Feldflur von Arheilgen aus. Die Michaelisstraße in der Waldkolonie ist Teil des früheren Schneisenverlaufs.
Braunshardter Hausschneise |
50 |
→ Karte |
- in der Darmstädter Tanne
beginnt am ehem. Griesheimer Haus als Verlängerung der „Eberstädter Hausschneise" und zieht nach Nordwesten westlich des Gehaborner Hofes bis in den "Triesch".